Eine gute Kita- Eingewöhnung braucht Zeit
 

Eine gute Eingewöhnung ist ausschlaggebend für ein gutes „Ankommen“ und „sich wohlfühlen“ in einer noch neuen, unbekannten, aber sehr spannenden Umgebung. Vielen Kindern und auch Eltern, macht dieser große Schritt Angst. Manche Kinder sind vielleicht das erste Mal von Mama und Papa getrennt, andere sind es schon gewohnt auch einmal woanders zu spielen. Der Geräuschpegel ist ein ganz anderer, die Kinder riechen neue Dinge und das Essen aus der fremden Küche schmeckt ganz anders als bei Mama. Sie erfahren, dass es an anderen Orten andere Regeln gibt. Die kleinen Hände ertasten neues Spielmaterial, die kleinen Füße erklimmen neue Hindernisse. Die Kinder erfahren einen anderen Humor und lachen über neue Dinge. Sie schlafen in einer anderen Umgebung ein, ohne die Hand von Mama oder Papa. Sie erfahren, dass auch diese neuen Menschen dafür da sind, ihre Bedürfnisse zu sehen, zu berücksichtigen und zu erfüllen. Sie merken, dass es auch gut sein kann, von anderen in den Arm genommen zu werden und sie es schaffen, sich ohne Mama und Papa zu trösten und zu beruhigen. All diese neuen Eindrücke kosten den Kindern viel Kraft und insbesondere in der Anfangszeit, brauchen sie daher zu Hause dann oftmals noch einmal mehr Aufmerksamkeit und Nähe, weinen ein bisschen mehr und müssen am Abend besonders eng in den Schlaf begleitet werden.  
 

Auch für die Eltern ist es ein großer Schritt. Sie müssen Vertrauen haben, dass alle bemüht sind, dass es ihren Kindern gut geht. Sie müssen loslassen und akzeptieren, dass ihre Kinder auch bei anderer Menschen Trost, Hilfe und Geborgenheit finden. Sie spüren einerseits Freude über eine neue- alte Freiheit und dennoch auch das stetige Gefühl von Sehnsucht nach ihren kleinen Kindern, die man doch zuvor immer um sich hatte.
 

Für die Erzieherinnen und Erzieher bedeutet es sich auf ein weiteres neues Kind einzulassen und mit den Eltern in eine Erziehungspartnerschaft zu treten. Es ist wichtig genau zu erfahren, was das Kind mag? Welches ist sein Lieblingsspielzeug? Was mag es nicht oder was macht ihm Angst? Wie geht dieser kleine neue Mensch mit Konflikten um, wo braucht er Hilfe oder wie kann man ihn in seiner Eigenständigkeit unterstützen? Und nebenher müssen auch die Eltern dort abgeholt werden, wo sie stehen: Sind sie schon bereit für die Trennung oder können sie noch nicht loslassen? Wieviel Unterstützung und Informationen brauchen sie für diesen Prozess?

 

Unser Kindergarten hat es sich zum Ziel gesetzt, den Ansprüchen der Kinder und Eltern gerecht zu werden und das Thema Eingewöhnung zu einem der wichtigsten Punkte im Rahmen unserer Qualitätsentwicklung erklärt. Wir orientieren uns am Berliner Eingewöhnungsmodell. Die Eingewöhnung dauert in unserer Einrichtung mindestens 2 Wochen im Kitabereich und möglichst bis zu 4 Wochen im Krippenbereich – jedoch mindestens 3 Wochen. Diese Zeit ist nötig, um von Seiten der Erzieherinnen und Erzieher ein angemessenes Beziehungsangebot zu machen, um daraus langfristig eine vertrauensvolle Bindung entstehen zu lassen.
Die Eingewöhnung findet daher immer elternbegleitet, abschiedsbetont und bezugspersonenorientiert statt. Die Eltern werden in die Eingewöhnung voll mit eingeplant und beteiligt. Sie müssen dazu bereit sein, sich die Zeit für die Eingewöhnung zu nehmen. Der Abschied von den Eltern wird klar markiert- es gibt kein „davonschleichen“.  Es ist immer schön, wenn die abschiedsbetonte Trennung mit einem kleinen Ritual einhergeht und sprachlich begleitet wird.

 

Die Erzieherin oder der Erzieher ist in diesem Prozess der Dreh-und Angelpunkt des pädagogischen Geschehens. Das Kind gewöhnt sich in einem länger andauernden Prozess in Begleitung einer vertrauten Person, allmählich an die neue Umgebung und an die neuen Personen. Die Eingewöhnung dauert so lange, bis das Kind eine sichere Bindungsbeziehung aufgebaut hat und sie als sichere Basis im Krippen- oder Kitaalltag dienen kann. Die Bezugserzieherin oder der Bezugserzieher wendet sich in den ersten Tagen behutsam dem Kind zu, hält sich zuerst noch im Hintergrund und greift dann die Spielideen auf und tritt über das Spiel langsam in Kontakt mit dem Kind. Das Kind entscheidet über Nähe und Distanz und bestimmt Dauer und Tempo der Annäherung. Die ersten Tage sind geprägt von einem selbstbestimmten Wechsel des Kindes zwischen der Erzieherin oder dem Erzieher und den Eltern. Die Eltern werden immer wieder ermuntert, dem Kind Zeit zu lassen, sich vom Elternteil zu lösen, auch wenn diese ersten Lösungsschritte lange auf sich warten lassen. Hilfreich für eine vertrauensvolle Beziehung sind dabei immer wieder intensive Gespräche zwischen den Eltern und den Erzieherinnen und Erziehern vor, während und nach der Eingewöhnung. Hier dürfen alle Fragen und Sorgen besprochen werden, denn nur wenn die Eltern ein gutes Gefühl haben, können sich die Kinder auch entspannt auf diesen neuen Lebensabschnitt einlassen.

 

Eingewöhnungen sind eine Herausforderung- für alle, die daran beteiligt sind. Es ist ein Prozess, in dem jeder seine Erfahrungen, sein Temperament, seine Bedürfnisse und auch Erwartungen mit hineinbringt. Es ist nicht nur eine Arbeit. Es ist das Aufbauen einer neuen Beziehung zwischen Erzieherinnen, Erziehern und den Kindern mit ihren Eltern. Es braucht Raum und Zeit – manchmal mehr, manchmal weniger.